Meine Neugier für das kooperative Verhandeln nach der CL-Methode weckte ein Klient, der von diesem Modell ziemlich begeistert war. Ich selbst hingegen war zunächst kritisch und absolvierte meine Ausbildung zum CL-Lawyer (2016) mit einer gehörigen Portion Skepsis: „Scheidung im Kuschelkurs“, wo doch jeder weiß, wie emotionsgeladen Menschen in Scheidungssituationen reagieren.
Mittlerweile durfte ich einige Mandanten durch ein kooperativ geführtes Scheidungsverfahren begleiten. Durch die Erfahrungen in diesen Verfahren hat sich meine kritische Einstellung gegenüber der „CL-Methode“ ins Positive gewandelt. Es wurde viel gestritten, einige Tränen vergossen, manchmal auch herzlich gelacht, aber schlussendlich kreative und nachhaltige Lösungen gefunden.
Bei der Konfliktlösung nach der CL-Methode wird nicht im Gerichtssaal, sondern in den Kanzleien der beteiligen Rechtsanwälte – also in angenehmer Atmosphäre – verhandelt. Das Programm und den Ablauf der einzelnen Meetings organisieren die Anwälte, die auch die Gespräche moderieren und die Konfliktparteien bei der Klärung und Regelung ihrer Belange unterstützen. Dabei bewahren die CL-Anwälte ihre professionelle Distanz und verhindern dadurch die Eskalation des Konfliktgeschehens, was – zumindest bei den von mir begleiteten CL-Fällen – einige einstweilige Verfügungen verhinderte. Aufgabe der CL-Anwälte ist die Klärung der zu regelnden Punkte auf der Sachebene voranzubringen und eine klare Struktur für die Bearbeitung der einzelnen Themen beizubehalten.
Die Klärung und Regelung der Belange der Parteien erfolgt schrittweise in durchschnittlich drei bis acht gemeinsamen Sitzungen, die üblicherweise eineinhalb bis zwei Stunden dauern und im zweiwöchigen Rhythmus stattfinden. Zusätzlich gibt es Einzel-Besprechungen zwischen dem Klienten und seinem Anwalt, um die gemeinsamen Meetings vorzubereiten oder nach zu besprechen. Die Pausen zwischen den einzelnen Sitzungen sind wichtig, um die vergangene Sitzung zu verarbeiten, neue Perspektiven zu entwickeln oder Unterlagen für die nächste Sitzung vorzubereiten. Die Sitzungen im zweiwöchigen Rhythmus ermöglichen eine rasche Lösungsfindung. Zum Vergleich: Gerichtsverhandlungen finden nur alle zwei bis drei Monate statt.
Viele Klienten gehen von kostentechnischen Überlegungen aus und argumentieren damit, dass sie nur einen Mediator bräuchten, CL-Lawyer hingegen zwei. Dies ist schon deshalb unrichtig, weil es bei der Mediation keine Rechtsberatung gibt. Vielmehr haben sich die Medianten bei Bedarf getrennt voneinander anwaltliche Rechtsberatung einzuholen. Dann sind es schon mal drei Personen: ein Mediator – zwei Anwälte.
Meiner Meinung nach ist der große Vorteil der CL-Methode, dass der CL-Anwalt seinen Klienten persönlich durch alle Phasen des Lösungsfindungsprozesses begleitet, in allen Sitzungen anwesend ist und – eben anders als der Mediator – auch die Rechtsberatung erteilt. Das gibt den Mandanten Sicherheit und ist für viele eine große Stütze. Da die meisten CL-Anwälte auch als Mediatoren tätig sind, profitiert der Klient von deren Fachwissen, Erfahrung und Handwerkzeug als Anwalt und Mediator.
Ziel des Verfahrens nach der CL-Methode ist, eine maßgeschneiderte und nachhaltige Lösung. Diese setzt die Bereitschaft zur Offenlegung sämtlicher relevanter Informationen und Unterlagen voraus. Wer zu einem fairen Verfahren nicht bereit ist und relevante Unterlagen (z.B. Einkommensnachweise) nicht herausrücken will, eignet sich nicht für ein CL-Verfahren.
Manche Klienten sagen im Beratungsgespräch: „ich möchte eine faire Lösung“, wobei sie natürlich meinen fair für sich selbst. Beim CL-Verfahren müssen Sie die Fairness, die Sie für sich selbst reklamieren, Ihrem Partner entgegenbringen. Eine nachhaltige Lösung erfordert einen wertschätzenden und respektvollen Umgang. Die CL-Methode ist daher besonders für jene Klienten empfehlenswert, bei denen der Kontakt langfristig aufrecht erhalten bleiben soll.
Wenn Sie Fragen haben, sind wir gerne persönlich für Sie da. Vereinbaren Sie Ihren Termin für ein Beratungsgespräch.
