Sie sind Anwalt?
War dieser Artikel
hilfreich für Sie?

Was kann und ist eine Trennungsvereinbarung à la Gates?

Ehering liegt auf einem Tisch vor Geldscheinen

Nach Jeff Bezos steht nun auch Bill Gates vor der Scheidung.
Stand per 16.4.2021 wird Gates‘ Vermögen mit 131,4 Milliarden US-Dollar, 108 Milliarden Euro, angesetzt. Bill Gates ist derzeit der viertreichste Mann der Welt.

Einen (vorehelichen) Ehevertrag soll es den Medien nach bei den Gates nicht geben, jedoch soll bereits eine Trennungsvereinbarung getroffen worden sein.

Auch in Österreich entscheiden sich immer mehr Menschen für eine Trennungsvereinbarung (oder auch Ehevertrag während der Ehe), mit welchem sie offiziell verheiratet bleiben. Der Bezeichnung des Vertrags als Trennungsvereinbarung oder Ehevertrag kommt als solches keine weitere rechtliche Bedeutung hinzu, entscheidend ist vielmehr der Inhalt der Vereinbarung.

Mit einer Trennungsvereinbarung oder einem Ehevertrag (welcher eben auch während aufrechter Ehe abgeschlossen werden kann), zusammengefasst sogenannte Vorwegvereinbarung genannt, können die Vermögensverhältnisse und im beschränkten Ausmaß auch der Ehegattenunterhalt geregelt werden. So können bereits, dies ohne Scheidung, Liegenschaften übertragen werden. Sollen diese Regelungen auch für den Fall einer Scheidung Bestandkraft haben, so ist dies in der Vereinbarung festzuhalten. Anderenfalls könnten bei einer Scheidung geschenkte Liegenschaften vom Ehepartner rückgefordert werden. In einer Vorwegvereinbarung wird meist festgehalten, dass sich die Partner wechselseitig ihrer ehelichen Verpflichtungen (z.B. Treue) begeben und aus einem getrennten Wohnen keine nachteiligen Rechtsfolgen abgeleitet werden. Denn grundsätzlich stellt das während der Ehe eigenmächtige Ausziehen einen schwerwiegenden Verschuldensgrund dar, nämlich das sogenannte böswillige Verlassen, mit welchem gravierende nachteilige Rechtsfolgen verbunden sind.

Möglich wäre es die Vorwegvereinbarung auch als Gerichtsvergleich abzuschließen, was hinsichtlich der zu bezahlenden Gebühren durchaus Sinn macht.

Wenn das Vermögen auch Liegenschaften umfasst, so empfiehlt es sich die für die Liegenschaftsübertragung erforderlichen Rechtserklärungen in einem gesonderten Vertrag festzuhalten. Denn wenn der Ehevertrag selbst der Titel für die Liegenschaftsübertragung ist, so muss man sich bewusst sein, dass der Vertrag in seiner Gesamtheit jedermann zur Einsicht offensteht. Den Umstand, dass man sich wechselseitig der Treue entbunden hat, möchte man aber mitunter nicht jedermann wissen lassen.

Spielt sich das Eheleben auf verschiedenen Kontinenten oder auch verschiedenen Ländern ab und ist sohin die wechselseitige Anerkennung von derartigen Vereinbarungen nicht gegeben, so empfiehlt es sich diese Vereinbarung parallel in den betreffenden Ländern abzuschließen bzw. zumindest die Einhaltung der inländischen Vereinbarung, z.B. durch ein treuhändig erlegtes Vermögen, abzusichern.

Wer schließt in der Praxis nun überhaupt eine Trennungsvereinbarung oder Ehevertrag während der Ehe ab? Oft kommt es zu einem solchen Vertrag, wenn die Ehe bereits in Schieflage geraten ist, aber einer noch nicht die Scheidung will oder beide hoffen, dass sie die Ehekrise bewältigen und sich noch Zeit geben wollen. Dies in etwa um eine Paartherapie zu absolvieren.

Manche wollen sich aus beruflichen oder sozialen Gründen nicht scheiden lassen. So fürchten noch immer Menschen Nachteile aufgrund einer Scheidung. Dies weil eine Scheidung nicht von der Partei, von dem Netzwerk gewünscht oder dem Arbeitgeber gewünscht sei. Beamte haben eine Änderung ihres Personenstands, und so eben auch eine Scheidung, ihrem Arbeitgeber zu melden. Schon des Öfteren sagte mir ein Mandant, dass eine Scheidung einer beruflichen Beförderung im Wege stünde. Manche fürchten durch eine Scheidung auch Probleme für ihre Kinder. Dies in etwa wenn sie ein Kind in einer gewissen Schule anmelden. Manch einen hält gar die Vorstellung die betagte Mutter/ Großmutter nicht belasten zu wollen von einer Scheidung ab. Viele wollen aber auch einfach aus pragmatischen Gründen miteinander verheiratet bleiben. Denn während aufrechter Ehe gibt es im Ablebensfall wechselseitig erbrechtliche Ansprüche und sozialversicherungsrechtliche Ansprüche (Stichwort Witwenpension), zudem sind viele beim Partner mitkrankenversichert.

Immer wieder höre ich von Klienten, dass diese meinen mal getrennt wohnen zu wollen, um zu schauen wie es ihnen ohne einander geht. Es ist sicher gut und auch wichtig sich einer Partnerschaft gewisse Freiräume einzuräumen. Ein Wochenende allein zu verbringen oder einen Kurztrip mit Freunden zu machen. In der Praxis zeigt sich aber, dass für viele das getrennte wohnen in Wahrheit eine Scheidung auf Etappen ist. Denn auf längere Zeit getrennt wohnen, ohne einem Commitment oder Arbeiten an der Beziehung (dies in etwa mit einer von beiden Seiten ernst gemeinten Paartherapie), verfestigt meist nur den Wunsch eben nicht mehr miteinander leben zu wollen.

Mitunter hält auch jemand deshalb an einer Ehe fest, um sich nicht der Forderung eines neuen Partners nach Eheschließung stellen zu müssen. In der Praxis drängt die Geliebte auf Scheidung, der Mann erzählt dieser dann die Geschichte von der armen Frau und den Kindern, welche die Scheidung psychisch nicht verkraften würden. Tatsächlich ist es jedoch der Mann selbst, der gar nicht die Scheidung möchte, da er sich den nochmaligen Gang zum Standesamt ersparen möchte.

Mögen auch viele Befürchtungen überzogen oder gar unbegründet sein, und ist es psychisch oft sehr wohltuend einen klaren Schnitt zu setzen, so hilft es vielen zu wissen, dass man Rechtssicherheit nicht nur mit einer Scheidung, sondern auch mit einer Vorwegvereinbarung erreichen kann. Letztere allerdings mit der Einschränkung, dass deren Inhalt im Fall einer Scheidung der richterlichen Nachprüfung unterzogen wird. Das Gericht kann von dieser dann eine abweichende Entscheidung treffen, wenn die Vereinbarung z.B. eine Partei gröblich benachteiligend ist.

Scheidung in den Silberjahren:

Die Ehen von Bill Gates und Jeff Bezos haben im Übrigen in etwa gleich lang gedauert. Bezos ließ sich nach 27 Ehejahren scheiden, Gates Ehe befindet sich im 26. Jahr. Auch in Österreich lässt sich ein hoher Prozentteil der Menschen (nämlich 38,4 Prozent, Statistik Austria vom 2.9.2020) nach 10 bis 25 Jahren scheiden.

Die Gründe für eine Scheidung in fortgeschrittenen Ehejahren sind oft im sogenannten „empty nest“ zu finden. Denn sind die Kinder außer Haus, kommen viele Partner drauf, dass sie außer den Kindern keine Gemeinsamkeiten haben, nur noch nebeneinanderher leben. Viele haben sich innerlich schon längst aus der Ehe verabschiedet. Im Alter zählen verstärkt gemeinsame Werte und ein freundlicher angenehmer Umgang miteinander.

Viele können es sich nicht vorstellen mit ihrem Partner alt zu werden, diesen zu pflegen oder (was sich noch viel mehr Menschen nicht vorstellen können) von diesem gepflegt zu werden. Von Frauen höre ich oft, dass sie das Gefühl haben es in ihrem bisherigen Leben immer anderen recht gemacht zu haben: ihren Eltern, ihren Kindern, ihrer Familie. Viele Frauen sind erschöpft von Mehrfachbelastung aus Job und Familie. Sie wollen nun einmal für sich sein, neue Hobbies entdecken. Oft haben Frauen das Gefühl, dass das in der Partnerschaft nicht möglich ist. Männer haben oft für die neuen Interessen Ihrer Frau kein Verständnis, tun dies ab als Wechselbeschwerden, und spirituellen Unsinn. Dies führt dann zur weiteren Entfernung der Partner. Mitunter kommen auch unüberwindbare Differenzen im sexuellen Bereich zu Tage.

Viele (insbesondere Männer) haben sich ganz auf ihren Job, ihre Karriere konzentriert und die Verbindung zum Partner verloren. Gerade in Zeiten von Corona, in denen viele gefordert waren auf einmal mehr Zeit miteinander zu verbringen, kamen viele Paare darauf, dass es da überhaupt kein miteinander gibt. Wichtig ist es in einer Partnerschaft gemeinsame Projekte (sei es Gartenarbeit, Freunde einladen, Tätigkeit in der Gemeinde etc.) und Interessen zu haben und dass die Werte passen. Denn mit dem Alter ist nun mal die Persönlichkeit gefestigt und gehen gegensätzliche Wertanschauungen aber auch unterschiedliche Lebenseinstellungen immer schwerer zusammen.

Zusatz Scheidungen, bei denen sehr viel Vermögen im Spiel war:

MacKenzie Bezos und Jeff Bezos, Frau soll 19,7 Millionen Amazon .com Aktien erhalten haben. Damit hält Frau Bezos in Zukunft einen Anteil von vier Prozent an dem Unternehmen, das entspricht rund 38,3 Milliarden US-Dollar.

Elena und Dmitri Rybolowlew (Besitzer AS Monaco) 2015 3,3 Mrd.

Jocelyn und Alec Wildenstein (Kunsthändler) 1999 2,3 Mrd.

Anna und Rupert Murdoch (News Corp.) 1999 1,6 Mrd.

Slavica und Bernie Ecclestone (F1- Tyconn) 2009 900 Mio.

Sue Ann und Harold Hamm (US- Fracking- Unternehmer) 2012 ca. 900 Mio.

Jane Fonda und Ted Turner (CNN) 2000 850 Mio.

Jamie Cooper – Hohn und Chris Hohn (engl. Hedgefonds Millionär) 2014 470 Mio.

Wendy und Craig McCaw (US-Mobilfunkunternehmer) 1997 400 Mio.

Robyn und Mel Gibson (US-Schauspieler) 2011 380 Mio.

Irina und Roman Abramowitsch (Besitzer FC Chelsea) 2007 275 Mio.

Teure Austro Scheidung

Andrea und Martin Schlaff 2007 200 Mio.

Anwaltssuche

Anwalt benötigt?

Passende Anwälte in unserer Anwaltssuche finden
Anwaltssuche
Anwalt benötigt?
Passende Anwälte in unserer Anwaltssuche finden